© Bilder und Statement by Stefan Forster
Wenn man in Zeitschriften, Reisekatalogen oder im Internet Bilder aus fernen Ländern sieht, hat man oftmals das Gefühl sofort dorthin aufbrechen zu müssen. Speziell als Fotograf möchte man die Kameraausrüstung packen und aufbrechen, um selbst solche Bilder zu machen. Setzt man dann die Idee in die Tat um und betrachtet man danach seine Bildausbeute kommt oft die Ernüchterung.
Die eigenen Bilder unterscheiden sich meist doch deutlich von den ursprünglichen Inspirationen. Woran liegt das? Ist es die Ausrüstung? Das fotografische Geschick? Dies mögen zwar manchmal die Gründe sein, aber eine Investition in eine bessere Ausrüstung ist wohl in den wenigsten Fällen die Lösung. Vielmehr ist es die Dauer der Reise, der Reisekomfort und die Vorbereitung. So wurde Stefan Forster, ein 100%-iger Profi gefragt, wie er zu seinen Bildern kommt. Er hat diese Frage öffentlich beantwortet und hat zugestimmt, dass sein Statement auf unserer Homepage veröffentlicht werden darf. Es lautet:
In den vergangenen Tagen wurde ich von diversen Leuten via Facebook gefragt, wie ich Reisen plane, was für Vorbereitungen dahinter stecken und wie mein Leben so ist. Nun; gerne beantworte ich diese Frage öffentlich:
Ich unterscheide in erster Linie zwischen schwierigen und einfachen Ländern. Einfach sind jene Länder wie Norwegen oder Island oder Schottland, wo man einfach ein Mietauto buchen kann, Zelt einpacken und losfahren. Als schwierige Länder bezeichne ich Länder wie gerade Alaska, USA und Canada oder auch Namibia, etc. bei denen man sich sehr lange vorher schon durch den Bürokratischen Wald kämpfen muss und tausende von Franken für Spezialgenehmigungen ausgeben muss, um in den Nationalparkzonen fotografieren zu können, in die Touristen normalerweise nicht übernachten oder eintreten dürfen.
Aktuelles Beispiel - der DENALI Nationalpark in Alaska. Touristen ist es nur erlaubt 13 Meilen von den 89 Meilen der Nationalparkstrasse zu fahren. Für die schönen Orte muss man den öffentlichen Tourbus buchen. Dieser brettert bei allen schönen Spots durch und hält bei den langweiligen Spots an weil es dort Toiletten hat. Als Fotograf sitzt man im Buss und könnte den Fahrer von hinten erdrosseln, weil er an allen schönen Spots vorbeifährt. Wie überall in den USA und Alaska (Teil der USA) kann man als Fotograf so genannte Photographer Permits beantragen. Dies muss man jedoch Anfang Jahr über die Website beantragen, kostet viel Geld und vor allem erhält man 7 Tagespermits in den Tagen, in denen der NP Service bestimmt. Und man erhält den Permit NUR wenn man zu 100% von der Fotografie leben kann und dies auch beweisen kann. Dazu muss man Presseausweise von bekannten Magazinen oder Auszüge der Steuern, etc. vorlegen. Dies soll hauptsächlich dazu dienen Hobbyfotografen auszufiltern. Wenn man dann endlich einmal einen Permit erhalten hat, muss man die ganze Reise nach diesen Tagen richten und wenn das Wetter schlecht ist, was im Denali häufig der Fall ist, hat man Pech.
Wie gehe ich nun also an solche Themen ran? Vorbereitung von Zuhause? NEIN - Ich buche den Flug und ein Mietauto und gehe total ohne Vorbereitung zum ersten Mal nach Alaska. Warum? 1. Weil vor Ort sowieso immer alles anders ist, als im Internet steht. 2. Weil viele der vermeintlichen TOP Spots welche empfohlen werden nicht wirklich TOP sind. 3. Weil ich nur durch den Permit-Bürokratiejungle hindurchsehe, wenn ich vor Ort mit diversen Rangern und anderen Fotografen sprechen kann. Ich zwänge mich auf den überfüllten Tourbus und beisse den ganzen Tag in den Finger, weil ich nicht fotografieren kann, DOCH ich schreibe mir die Orte auf, nehme GPS Punkte auf, schiesse "normale" Bilder und merke mir wo ich wann sein will. Im Klartext heisst das; wenn ich ein neues Land in mein Portfolio oder für Fotoreiseplanung besuche, dann ist die erste Reise dorthin NUR Scanning (Übersicht verschaffen und planen für die erste Fotoreise bei der dann die richtigen Bilder entstehen). Aus diesem Grund habe ich sowohl für Alaska als auch für Canada gerade einmal 9 Tage pro Land eingeplant für die erste Scanningreise.
Nach dieser ersten Rekkoreise beginnt dann die Planung für die eigentliche Fotografiereise in das Land. Ich trage mir in den Kalender ein, wann ich die Permits buchen muss, wo ich wie lange sein will (jetzt weiss ich ja wo es sich lohnt), welche Temperaturen und Konditionen wirklich vor Ort anzutreffen sind, ob es wirklich so viele Bären hat, wie man liest, etc.
Und nach dieser ersten grossen Fotografiereise alleine geh ich in der Regel noch einmal dorthin - ebenfalls mit bürokratischem Jungle, etc. Und nach dieser zweiten grossen Reise und total dritter Reise beginne ich dann die Planung für die Fotoreise MIT Teilnehmern. Das Problem bei solchen Reisen ist jedoch immer dasselbe.
1. Der Typische Fotoreiseteilnehmer WILL nicht zelten. Die Leute möchten jene schönen Bilder, die ich zeige ebenfalls schiessen, aber sind sich dessen NICHT bewusst, dass 3 Reisen und viele Nächte bei Kälte und Regen im Zelt notwendig waren, um das Bild schiessen zu können. Reisen, bei denen bei der Übernachtung "Zelten" steht sind zu 90% alle leer und können nie durchgeführt werden (siehe Patagonien).
2. Ich muss dafür sorgen, dass die Teilnehmer mindestens 2 Malzeiten am Tag haben und ein gutes Bett. Somit ist man in den Tag über im Park mit einem Charter-Bus welcher ein Schweinegeld kostet, und wird Abends wieder die ganzen 80 Meilen aus dem Park ins Hotel gefahren, damit am nächsten Morgen um 04.00 der Bus wieder kommen kann und die ganzen 80 Meilen in den Park fährt. Das macht das ganze wahnsinnig teuer und aufwändig und ist hauptsächlich Schuld daran, dass die Reisen nachher so teuer werden.
3. Aber selbst wenn ich die Teilnehmer finden würde, welche Zelten würden, bekäme ich nicht so viele Zeltplätze in den Nationalparks wie ich benötige.
Fazit: Fotogruppenreisen zu organisieren ist wiederum was total anderes als meine privaten Rekko- und Portfolioreisen. Portfolioreisen sind absolut NICHT komfortabel, schlaflos, ermüdend, anstrengend. DOCH es entstehen die besten Bilder.
Ich lese und höre ständig Kommentare wie "OCH so ein schönes Leben hätte ich auch gerne - immer reisen und nie arbeiten, die Welt sehen, etc." Wenn ich das Geld hätte, würde ich solche Kommentatoren/Kommentatorinnen sehr gerne einmal mitnehmen und spüren lassen, dass das in erster Linie ein harter Job ist, ohne Schlaf, immer konfrontiert mit der Angst (alleine im Zelt im Bärengebiet oder alleine im Kayak in Grönland, den Swamps mit den Alligatoren und Krokodilen, etc.) Täglich 300-500 Meilen zu fahren, im Zelt zu schlafen, im Auto zu schlafen, probieren den Rangern aus dem Weg zu gehen, während der Nacht die Drohnenakkus an der Autobatterie laden und alle 30min den Wecker stellen um zu schauen, ob der Wagen noch anspringt. etc.
Ich glaube da können mir alle meine Berufskollegen (Michael Martin, Florian Schulz, etc. beistimmen. Naturfotograf IST KEIN einfacher Ferienjob.
Dann noch zur Ausrüstung:
Ich nutze ja bekanntlich vielfach das Kayak, die Drohne und natürlich die Kameraausrüstung von Nikon für meine Bilder. Wenn ich alle 3 Ausrüstungen mitnehme sind das 5 Koffer und 1 Fotorucksack. Alles zusammen wiegt rund 120KG. 1. Das kostet ein Vermögen, all das Material zu transportieren, 2. es macht einen unflexibel. Immer alles dabei zu haben geht nicht, bzw. ging nicht. Der Grund wieso ich mein ganzes Erspartes in mein im Dezember fertiggestelltes Expeditionsauto investiert habe ist die Idee zukünftig alles Material dabei zu haben und dazu noch im Wagen schlafen, duschen, kochen und leben zu können. Ab 2016 plane ich die Reisen dann so, dass ich den Wagen verschiffe und im 2017 dann über Alaska, Canada, USA, Mexiko bis nach Patagonien reisen kann und so alle Länder mit allem Material fotografieren kann. Eine solch grosse Reise in so vielen Ländern erfordert aber auch eine Vorbereitungszeit von sicherlich 15 Jahren.
Da wird recht schnell klar, dass eine Familien-Pauschalreise aus einem der Reisekataloge mit 4-Stern Hotel und All-Inclusive nicht die richtigen Voraussetzungen sind, um unvergleichbare Bilder zu bekommen. Und so wird aus dem Traumjob recht schnell ein „Knochenjob“, der für viele nicht mehr so erstrebenswert erscheint wie man zuerst vermutet hat. Stefan schreibt dazu:
Und nun noch zum Familiären.
Ihr wisst, ich bin seit 14 Monaten stolzer Vater meines Sohnes Simon und verheiratet mit Iris, welche mir meine ganzen Reisen ermöglicht, in dem Sie all jene Arbeit macht, die man nicht sieht. Sie beantwortet die E-Mail und erledigt meine Arbeit wenn ich weg bin. Ohne Sie könnte ich mein Leben nicht so leben. Es ist ein undankbarer Job, denn man ist oft alleine und alle sprechen immer nur von den Bildern die ICH aufnehme, doch ohne Iris wäre das nicht möglich. Fotograf zu sein bedeutet aber seine Familie lange alleine zu lassen. Mit der Familie zu reisen und zeitgleich TOP Shots aufzunehmen ist bis auf wenige Länder NICHT möglich. Aus demselben Grund wie oben schon beschrieben wurde. Selbst die beste Frau und der beste Sohn machen meinen Tagesablauf länger als 2 Tage mit. Somit reise ich alleine.
Ich werde häufig gefragt, ob ich keine Angst hätte mit meiner Fotoschule www.Photocube.ch Konkurrenz auszubilden. Die Antwort lautet NEIN: Alle wollen Naturfotograf werden, doch die Konsequenzen ständig Alleine zu sein, die Frau und Familie selten zu sehen, kein Zuhause zu haben, ständig unterwegs zu sein, unregelmässig zu schlafen, oft alleine im Dunkeln zu sein und zu wandern, den Bandscheiben beim Schrumpfen zusehen zu müssen, 50-90 Tage im Jahr im Zelt zu verbringen, kaum Freunde zu haben (da man ja nie da ist) und tagtäglich damit leben zu müssen, dass der Bildpreis sinkt und man auf Workshops und Nebenjobs angewiesen ist um davon überhaupt noch leben zu können, sind vielen erst dann bewusst wenn Sie beginnen und dann hören die meisten wieder auf. In den vergangenen 8 Jahren hatte ich über 2500 Kursteilnehmer an meinen Kursen oder Reisen und ich kann voller Stolz sagen, dass ich sehr viele äusserst gute und talentierte Fotografen kennenlernen und unterrichten durfte, doch beruflich macht das keiner von all jenen.
Ich liebe meinen Job - trotz allen Abstrichen, die ich im Leben dafür machen muss.
Wenn Ihr besondere Bilder haben wollt, dann müsst Ihr Euch auch die richtigen Voraussetzungen schaffen. Dazu gehört natürlich das fotografische Wissen, das Ihr Euch bei Stefan Forster in Kursen aneignen könnt, oder Ihr begleitet Ihn auf eine seiner Fotoreisen, die bestens vorbereitet sind und Euch an die besten Locations bringen und bei denen Ihr den Profi an Eurer Seite habt.
Die Infos zu den Kursen und Reisen findet Ihr unter www.photocube.ch. Wenn Ihr Stefan persönlich kennen lernen und mit Ihm fachsimpeln wollt oder wenn Ihr einfach seine Bilder genießen wollt, dann habt Ihr am 15.11.2015 beim World Photography Day 2015 die beste Gelegenheit. Dieses Jahr erlebt Ihr neben den spannenden Vorträgen auch die Premiere seines Filmes „LIGHTHUNTER – ICELAND“.